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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 60

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
60 Iv. v. Sybel, Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland. horsam unter den Satzungen der klerikalen Hierarchie auferlegt hatte. Der Kampf mit den Staatsgewalten konnte nicht ausbleiben. In Preußen entspann er sich in Sachen des theologischen Universitätsunterrichts und der gemischten Ehen: nach langen Verhanblungen kam es 1837 zum offenen Zwiespalt, und die Regierung ließ den wortbrüchig geworbenen Erzbischof von Köln nach Minben in Haft bringen, den in gleichem Sinne wirkenben Erzbischof von Posen aber durch gerichtliches Urteil absetzen. Das Kölner Domkapitel und der Fürstbischof von Breslau hielten zur Regierung, bei der rheinischen und polnischen Bevölkerung jeboch zeigte sich eine heftige Gärung. Eben bamals war in München der eifrig klerikale Herr von Abel leitenber Minister geworben und ließ der ultramontanen Presse bei den heftigsten Angriffen gegen Preußen freien Lauf, und bieses Mal erhob auch Metternich, welcher soeben den Jesuiten den von Kaiser Franz stets geweigerten Zugang nach Österreich eröffnet hatte, keinen Einspruch gegen die bunbeswibrige Verstattung schrankenloser Preßfreiheit. So war in allen deutschen Lauben eine in den mannigfachsten Farben durch einanber wirbelnbe Bewegung der Geister erwacht. Der ganze bisherige Zustand war ohne eine Spur materieller Auflehnung durch eine kecke Kritik in Frage gestellt. Da trat 1837 ein Ereignis ein, welches die politische Agitation für ein volles Jahrzehnt in ihren Bestrebungen fixierte und ihr einen unverrückbaren gemeinsamen Zielpunkt gab: der Verfafsungssturz in Hannover durch den neuen König Ernst August. Unter lügenhaften Vorwanben, hauptsächlich zu dem Zwecke freierer persönlicher Verfügung über das Staatsvermögen unternommen, staub die Umwälzung sowohl mit dem Lanbrecht als mit der Wiener Schlußakte in fchreienbem Wibersprnch. Der Unwille in ganz Dentschlanb trat offen au das Licht, als mit einem neuen Gewaltstreich der König sieben Göttinger Professoren, die unter Dahlmanns Vorgang ihrem Verfaffungseibe treu zu bleiben erklärten, kurzer Hand absetzte und brei berselben aus dem Laube jagte. Die deutschen Volksvertretungen, Universitäten, Spruchkollegien wetteiferten, in den schärfsten Beschlüssen und Gutachten der öffentlichen Entrüstung Ausbruck zu geben; die Verteidigungsschriften Dahlmanns und Jakob Grimms stmbert die weiteste Verbreitung; ein großer Verein, der sich zur Unterstützung der Vertriebenen gebilbet hatte, gewann Mitglieber in allen deutschen Städten. Dagegen war in Hannover selbst nach der ersten Aufwallung bei der bebächtigen nieberfächsischen Bevölkerung der Kampfeseifer Weber heiß noch thätig, inbefsen kam es zu einer

2. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 327

1865 - Göttingen : Deuerlich
327 Moritz aber, der Vetter des gefangenen Kurfürsten und Schwiegersohn Philipps von Hessen, erkannte später sein Unrecht und überfiel den Kai- ser plötzlich in Jnspruck, so daß sich dieser genöthigt sah, mit ihm in Passau 1552 einen Vertrag zu schließen, welchem bald darauf nn Jahre 1555 der Religionsfriede zu Augsburg folgte. In demselben erhielten endlich die Protestanten freie Religionsübung. Die Uneinigkei- ten hörten aber doch noch nicht auf, wiewohl mehr als 50 Jahre ver- gingen, ehe es wieder zu einem Religionskrieg kam. 143. Luthers Ende. Alle diese Kämpfe hatte Luther nicht mehr erlebt. Die glücklichen Erfolge seiner Sache bereiteten ihm in seinem Alter manche Freude. Obgleich durch häufige Krankheitsfälle, besonders durch Schwindel, an seiner Thätigkeit gehindert, predigte er doch sonntäglich und ließ von sei- ner rastlosen Thätigkeit nicht nach. Zu Ende des Jahres 1545 erhielt er von den Grafen von Mansfeld den Auftrag, »ach Eisleben zu kvin- men und einen Zwist unter ihnen wegen der dortigen Silberbergwerke zu schlichtet). Er reiste von Wittenberg ab und kam am 28. Januar 1546 in Eisleben an. Die Grafen empfingen ihn freundlich, und sein Versöhnungswerk ging gut von statten. Allein am 17. Februar fühlte er sich unwohl, so daß er zu Hanse bleiben mußte. Zwei Söhne und sein Freund, der, l)r. Jonas, waren bei ihm. Zu diesem sagte er: „Wenn steh meine lieben Landesherren, die Grafen, vertragen, so will ich heimziehen und mich in meinen Sarg legen und den Würmern mei- nen Leib zti essen geben." Auch sagte er: „Ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft, wie, wenn ich hier bleiben sollte?!" Am Abend befielen ihn heftige Brustbeklemmungen. Er wurde immer schwächer. Betend rief er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Du hast mich erlöset, du treuer Gott!" Dan» schwieg er und sank plötz- lich zusammen. Auf die Frage des Dr. Jonas, ob er Christum, den Sohn Gottes bekenne, antwortete er vernehmlich: „Ja!" Dann entschlief er sanft mit gefalteten Händen am 18. Februar 1546 zwischen zivei und drei Uhr in der Nacht. Der Kurfürst Johann Friedrich ließ de» Leichnam nach Wittenberg schaffen. Auf dem Wege tönten die Glocken aller Kirchen und die Trauer im Lande tvar sehr groß. Luther liegt in der Schloßkirche von Witten- berg bestattet. Auf dem Markte dieser Stadt ist ihm ein ehernes Stand- bild errichtet. 150. Die Reformation in Kalenberg und Göttingen. . 1. Zur Zeit der Reformation war Herzog Erich der Aeltere Herr in Kalenberg und Göttingen. Er blieb sei» Leben lang der römischen Kirche zugethan; aber er glaubte, daß auch seine lutherischen llntertha- , nen vor Gott würden bestehen können, wenn sie dem Evangelium in Treue dienten und von ehrbarer Zucht nicht ließen, und darum blieb er bei seinem Vorsätze, ihnen keine Gewalt in Sachen des Glaubens anzu- thun. Auf dem Reichstage zu Wormö hatte Luthers Gvttvertrauen und

3. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 335

1865 - Göttingen : Deuerlich
335 lischer Sinn verband sich bei ihm mit ritterlicher Tapferkeit. — Er hörte den Nothschrei seiner evangelischen Brüder in Deutschland und be- schloß ihnen beizustehen. Mit einem wohlgeordneten, gottesfürchtigen Heer von 15000 Mann landete er 1630 in Pommern. Als er anö Land getreten war, fiel er vor seinem Heere ans die Kniee und betete, und als er darob seinen Of- ficieren die Thränen in den Augen stehen sah, sprach er jh ihnen: „Wei- net nicht, meine Freunde, sondern betet: jemehr Betens, jeinehr Siegend." Täglich ließ er zweimal Betstunde im Heere halten, damit die Gemüther unter den Greueln des Krieges des himmlischen Vaters nicht vergessen mochten. Er suchte zuerst die um des Kaisers willen unschlüssigen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen zu bewegen, sich ihm anzuschließen. "Ihr Evangelischen," sagte er zu jenem, „werdet am jüngsten Tage angeklagt werden, daß ihr um des Evangeliums willen nichts habt thun wollen, und es wird euch auch wohl hier schon vergolten werden." Darüber wurde er so/lange aufgehalten, daß er Magdeburg, das von Tilly schwer bedrängt wurde, nicht mehr helfen konnte. Die Stadt wurde tut Mai 1631 erobert und von Tillys wilden Scharen zu einem Schauplatz furchtbarer Greuel und unmenschlicher Mordthaten gemacht. Eine Stunde nach Beginn des Mordenö und Plünderns brach eine Feueröbrunst aus, und am Abend lag die ganze Stadt biö auf den Dom und einige Fi- scherhütten in Asche. Von 35000 Einwohnern waren etwa noch 5000 übrig; alle andern hatten den Tod durch das Schwert, durch qualvolle Marter oder in den Flammen gefunden. Das ganze evangelische Deutsch- laud war voll Bestürzung über das Elend der Stadt. Tilly aber ward darauf von Gustav Adolf bei Leipzig geschlagen und sein furchtbares Heer zerstreut. Der Weg nach Süddeutschlaud stand dem Könige offen; er verfolgte den Tilly, und beim Nebergang über den Lech empfing die- ser die Todeswunde. Da wandte der Kaiser sich wieder an Wallenstein, den er zuvor wegen seines herrischen Wesens und wegen der Schandthaten seines zu» sammengelaufenen Heereö hatte entlassen müssen. Nach langem Zögern verstand sich der stolze Mann dazu, ein neues Heer z»l schaffen und mit demselben gegen die Schweden zu ziehen. Er brach in das Land des Kurfürsten von Sachsen. Gustav Avolf wurde vom Kurfürsten zu Hülfe gerufen und zog eilends herbei. Mit großer Freude ward er empfan- gm^wo er erschien, warfen die Leute sich vor ihm auf die Kniee. Er alà àach sein Misfallen darüber aus, denn nicht ihm, sondern Gott soll T^sic die Ehre geben, und sagte: „Unsre Sachen stehen gut; aber wie leicht könnte Gott mich und sie empfinden lassen, daß ich nichts als ein schwacher und sterblicher Mensch bin." Bei Lützen traf der König die Kaiserlichen. Der Morgen des 16. November 1832 brach an; ein dicker Nebel bedeckte das Gefilde; erwartungsvoll standen die Heere einander gegenüber. Die Schweden sangen zum Schalle der Pauken und Trompeten vr. Luthers Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott," und das vom Könige selbst gedichtete Lied:

4. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 326

1865 - Göttingen : Deuerlich
326 zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Seinen Kurfürsten Jo- hann Friedrich hat er in die Gefangenschaft nach Jnsbruck begleitet. 148. Fortgang der Reformation. Zwingli und Calvin. Wiewohl Kaiser Karl V, im Herzen ganz katholisch gesinnt war, so wagte er es fürs erste doch nicht, gegen die evangelischen Fürsten und Räthe, welche sich unter einander verbunden hatten, aufzutreten; denn er war mit dem Könige Franz I. von Frankreich, dem Papste und den Tür- ken in Kriege verwickelt und bedurfte zu denselben des Beistandes der Evangelischen.- Daher konnte der Kurfürst von Sachsen durch Luther und Melanchthon in seinen Landen eine Kirchenvisitation vornehmen las- sen. Da hierbei Luther erfuhr, wie unwissend fast allenthalben die Leute in der christlichen Erkenntniß waren, schrieb er seinen kleinen Kate- chismus zur Unterweisung der Jugend und des Volks. Als nun aber der Kaiser sah, daß die evangelische Lehre sich immer weiter verbreitete, wollte er ihr Einhalt thun und berief einen Reichstag zu Spei er 1529. Auf diesem Reichstage verlangten die Katholiken, daß die Evangelischen die Messe beibehalten sollten, wogegen diese protestierten und in Folge dessen den Namen Protestanten erhielten. Um die Sache zu entschei- den, berief der Kaiser auf das folgende Jahr (1530) einen Reichstag zu Augsburg, auf welchem die von Melanchthon verfaßte augöbur- gische Confession vorgelesen wurde. Die Katholiken waren damit nnzlifritden lind verlangten Wiederherstellung der alten Kirchengebräuche in den evangelischen Länder». Allein die evangelischen Fürsten schlossen sich zll Schmalkalden in Thüringen enger an einander an, und der Kaiser mußte 1532 im Religionsfriedcn zu Nürnberg nachgeben. So war wenigstens auf einige Zeit die Ruhe hergestellt. Was der Sache der Evangelischen aber Schaden brachte, waren mancherlei Zwistigkeiten, die sie unter einander hatten. Wie Luther und Melanchthon in Deutsch- land , so hatten Ulrich Zwingli und Johann Calvin in der Schweiz das reine Evangelium zu verbreiten gesucht. Sie wichen in ei- nigen Stücken von Luther ab, und so sehr sie sich auch bemühte», konn- ten sie doch keine Einigung zu Stande bringen. Ihre Anhänger nann- ten sich Reformierte. Der Haß beider Parteien ging so weit, daß die Lutheraner die Reformierten nicht in den schmalkalbischen Blind auf- nehmen lvollten. Das benutzte der Kaiser, als er sich zu einem Kriege gegen die deutschen Protestanten rüstete. Die Trägheit des schlvachen Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrichs, und die Treulosigkeit seines Vetters, des Herzogs von Sachsen, waren der Sache des Kaisers sehr güllstig. Außerdem zeigten sich die beiden Hauptfürsten des schmalkaldi- schen Bundes, Philipp und Johann Friedrich sehr unschlüssig, obgleich die Kriegsmacht einem entschlossenen und umsichtigen Führer, Sebastian Schärtlin von Vurtenbach anvertraut war. Dieser that alles Mögliche. Allein der Kaiser hatte den Herzog von Sachsen, Moritz, auf seine Seite zu bringen gewußt, und so geschah es, daß Johann Friedrich in der Schlacht bei Mühlberg (1547) gefangen genommen wurde und auch der Landgraf Philipp von -Hessen in die Hände des Kaisers gerieth.

5. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 334

1865 - Göttingen : Deuerlich
334 Mittel, ihnen Schaden zuzufügen. Die Jesuiten lehrten geradezu, daß Friedensschlüsse, die zum Nachtheil der römischen Kirche gemacht seien) das Gewissen nicht binden dürften. Den Evangelischen in Böhmen war vom Kaiser gestattet worden, Kirchen und Schulen zu bauen. Diese Zusage wurde gebrochen, indem auf kaiserlichen Befehl eine Kirche niedergerissen und eine andere geschlos- sen wurde. Als die Evangelischen sich beim Kaiser beschwerten, wurden sie hart abgewiesen. Da zogen sie bewaffnet ins Schloß zu Prag und warfen die kaiserlichen Räthe, die ihnen feind waren, aus dem Fenster. (1618). Das war der Anfang des Krieges. Den deutschen und böh- nnschen Thron hatte jetzt Ferdinand Ii. bestiegen, ein eifriger Jesniten- schnler. Er besiegte die Böhmen, und nun begann ein schreckliches Vlut- gericht. Sieben und zwanzig der Vornehmsten wurden hingerichtet; alle evangelischen Lehrer und Prediger wurden vertrieben, und wer seinen Glauben nicht verleugnen wollte, mußte dag Land verlassen. An 30000 Familien zogen miß; denn ihr Glaube ging ihnen über Heimat und Be- sitz; viele von ihnen verließen ganz arm das Land. Darnach ist eine tiefe Stille in dem Lande Böhmen getvorden, wie die Stille eines Kirch- hofes. Jetzt nahinen die feindlichen Heere das evangelische Norddeutschland ein. An der Spitze derselben standen die beiden Feldherren Tilly und Wallenstein. Tilly war von Gestalt klein und hager, die Stirn ge- runzelt, das Haar grau und borstig, der Blick finster, die Nase lang, die Wangen hohl, und am spitzen Kinn trug er einen starken Knebel- bart; aber bei aller Wildheit war er stets nüchtern und enthaltsam im Genuß und uneigennützig. Anders Wallenstein. Er stammte von evangelischen Eltern; auf Zureden der Jesuiten war er katholisch gewor- den. Seine lange magere Gestalt mit schwarzem knrzgeschnittenem Haar, rothen Hosen lind rothem Mantel, ledernem Wams, spanischem Halökra- gen und den Hut mit der rothen Feder, seine geheimnifivolle Miene, sein argwöhnischer Blick war unheimlich und grauenerregend. — Wohin sie mit ihren Heeren kamen, wurden die Felder verwüstet, die Dörfer und Städte zerstört, Weiber und Kinder mishandelt, die Männer getödtet, Geld und Gut geraubt. Nur die Stadt Stralsund widerstand dem Wal« lenstein; obgleich er sich vermaß, wenn sie mit Ketten an den Himmel geschlossen wäre, so solle sie herunter, so mußte er dennoch mit Schan- den abziehen, nachdem 12000 Mann vor den Wällen der Stadt gefal- len waren. Da der Kaiser nun durch seine Heere Herr von ganz Deutschland geworden war, so gab er Befehl, die Evangelischen sollten alle seit 1552 eingezogenen Kirchengüter herausgeben, und den katholischen Fürsten sollte es freistehen, ihre Unterthanen zur Rückkehr in die römische Kirche zu zwingen. Diese Verordnung ist das s. g. Restitutionsedikt. 2. Da sandte Gott einen Helfer, den König Gustav Adolf von Schweden. Er war hoch von Wuchs, hatte eine breite klare Stirn, eine Adlernase, große, helle Augen und eine wohltönende Stimme. Obwohl sehr ernst, war er doch leutselig und freundlich. Ein frommer, evauge-

6. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 338

1865 - Göttingen : Deuerlich
338 ter von neuem heranzogen, trieben Oesterreichs Feldherren, Ludwig v. Baden und dann der Prinz Eugen v. Savoyen, sie zurück und dieser nahm ihnen Belgrad und ein schönes Stück Land der Donau ab (1697). 154. Deutschland von Frankreich mishandelt. Während alle guten Christen über die Niederlage der Türken froh- lockten, beklagte sie der herrschsüchtige König der Franzosen, Ludwig Xiv., denn er hatte die rohen Glaubensfeinde eifrigst gegen Leopold aufgehetzt, um dessen Macht ztt schwächen und desto leichter verhöhnen zu können. Doch auch so gab er seine Eroberungspläne noch nicht auf. Er zwang mitten im Frieden deutsche Reichsstädte im Elsaß, ihm zu huldigen und überfiel und besetzte Straß bürg (1681), dessen Thore ihm ein feiler Rathsschreiber und andere Berräther öffneten. Das bisher den Prote- stanten gehörige Münster ward den Katholiken überwiesen, die zugesicherte freie Religtonsübung beschränkt, alle lutherischen Beamten entsetzt, viele protestantische Landpfarrer verjagt, viele Protestanten zur Auswanderung genöthigt; kaum entging der Protestantismus der Ausrottung. Ehe noch die Deutschen auf dem Reichstag zu Regensburg darüber einig waren, wie sie diese und andere Gewaltstreiche strafen sollten, stand Ludwigs Raubheer schon am Oberrhein und in der Pfalz, plünderte Städte und Dörfer und machte dann, um Frankreich von dieser Seite zu sichern, eine Strecke von vielen 100 Meilen zur Wüste. Die blühenden Städte Heidelberg, Mannheim, Baden, Rastatt, Worms, Speier, Oppenheim u. a. gingen in Flammen auf. Die nackten Einwohner hofften, mit ihren letzten Gütern Erbarmen erkauft zu haben; aber scho- nungslos wurden sie in die Wälder gejagt und dem Hungerlode preis- gegeben, alle Kunstwerke ans bübische Art zerschlagen und selbst die Kö- nkgsgräber in Speier umwühlt (1689). In 8 Kriegsjahren glückte es den deutschen Heeren nicht, den Mordbrennern ihre Beute wieder abzu- nehmen ; denn ein Wink von König Ludwig setzte alle waffenfähigen Männer seines Reiches unter den trefflichsten Feldherren in Bewegung und öffnete volle Kassen, während die vielen deutschen Fürsten zu keinem großartigen Entschlüsse zu begeistern waren. Endlich schloß Ludwig ei- 4 nett für das Reich noch leidlichen Frieden zu Ryswyk, einem Dorf ttt der Nähe vom Haag (1697); aber Straßburg, der Schlüssel zu Deutsch- land am Oberrhein, wo das herrliche deutsche Münster sich hoch erhebt, ging uns verloren. 15)5. Der siebenjährige Krieg. 1. In Oesterreich starb 1740 Kaiser Karl Vi., der vor seinem Tode verordnet hatte, daß seine Tochter Maria Theresia in allen sei- nen Landen seine Nachfolgerin werden sollte. Der bakerische Kurfürst Karl Albrecht machte auf mehrere österreichische Lande Ansprüche, wor- aus sich ein für Baiern Unheil bringender Krieg entspann, der erst mit dem Tode des Kurfürsten endete. Der junge König von Preußen, Frie- drich der Große, machte Ansprüche auf mehrere schlesische Fürstenthü- mer. Maria Theresia wollte diese nicht gelten lassen; allein durch meh-

7. Im alten Reich - S. 156

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 156 — es euch abkaufen." „Gib uns 200 000 Gulden", sagten die £ errett. „Gut", sagte der Kaiser, „da sind sie", und so war das Herzogtum Württemberg verkauft, und Ferdinand, der später Kaiser geworden ist, sollte als Lerzog darin regieren. Aber dieser Sandei gefiel den evangelischen Fürsten nicht, denn in Württemberg war unterdessen der evangelische Glaube Luthers stark ausgebreitet, und die Evangelischen wollten nicht gerne, daß dem Kaiser hier neue Macht zuwüchse. So kam denn endlich der Landgraf Philipp dem bedrängten -verzog zu Äilfe, und manche seiner evangelischen Untertanen bekamen den Mut, auch für ihn einzutreten, denn Äerzog Ulrich war jetzt auch lutherisch geworden, und so hat der rechtmäßige Äerzog sein Land zurückgewonnen. Er war ernst geworden in diesen langen Jahren des Anglücks und hat die Zeit, die ihm noch blieb, vor allem zur Ausbreitung der Reformation benutzt. Aber weil er dem Schmalkaldischen Bund beigetreten war, den evangelische Fürsten und Städte miteinander gegen den Kaiser geschlossen hatten, so wurde er auch von dem Unglück wieder getroffen, das durch die Schlacht bei Mühlfeld über den Bund hereinbrach; von dieser Schlacht werden wir gleich noch einiges hören. Er mußte dem Kaiser schwere Sühne zahlen, hat aber sein Land doch behalten und ist 1550 als Äerzog gestorben. Sein Nachfolger Christoph war einer der vortrefflichsten Fürsten seiner Zeit. Er hat unter dem Augsburger Religionsfrieden den evangelischen Glauben in seinem Lande stark befestigt. Aber er wollte vor allen Dingen, daß in seinem Württemberg klare, feste Gesetze gelten sollten, damit jeder wüßte, was er beanspruchen kann, und kein Graf oder Bürgermeister oder Äerzog seinen Untertanen Gewalt antun könnte. Es waren nämlich vor allem die Bauern noch immer schrecklich bedrückt. Sie mußten an die Ritter oder ihre sonstigen Oberherren soviel Zins und Abgaben zahlen von Korn, Vieh und all ihrer Äabe, daß ihnen kaum etwas zu leben übrig blieb. Dazu mußten sie mit ihren Pferden und ihrem Ackergerät dem Äerrn Dienste leisten, so oft er nur wollte; wenn dann in der Ernte eine Regenzeit gewesen war und es schien endlich die Sonne und die Bauern wollten ihr bißchen Korn in die Scheune fahren, dann sagte der ioerr: „Fahrt erst mein eigenes herein, und dann fahrt mal acht Tage Steine für den neuen Stall, den ich bauen will", und so etwas, und die Bauern mußten zusehn, wie das gute Wetter vorüberging und ihnen dann ihr Korn auf dem Felde verfaulte. Auch durften sie in den Flüssen und Teichen keine Fische fangen, wenn auch das Land rund herum der Bauerngemeinde gehörte, und durften auf den Äckern kein Wild schießen, sondern die

8. Im alten Reich - S. 164

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 164 — Schwiegervater, und der Kaiser könnte schon etwas mehr daran denken, daß er nur durch meine Lülfe den Sieg gewonnen hat." Dazu schämte er sich, daß alle Welt sagte, er habe aus Labsucht seinen Glauben verkauft und die Sache der Evangelischen verraten. Evangelischer Fürst wollte er doch sein und bleiben. And als er nun mit seinen Leeren vor Magdeburg lag, der alten festen evangelischen Stadt, die man später unseres Lerrgotts Kanzlei genannt hat und die der Kaiser ihm auch schon versprochen hatte, wenn er sie erobern würde, da dachte er heimlich, wie er den Kaiser verlassen wollte. Kaum hatte er Magdeburg eingenommen, so führte er nicht etwa die Befehle aus, die der Kaiser über den Glauben gegeben hatte, sondern ließ das Evangelium predigen und das Abendmahl nehmen ganz nach der reinen Lehre Luthers, wie es den Magdeburgern lieb war. Leimlich aber schickte er zu dem Könige von Frankreich und ließ ihm sagen: „Lilf uns gegen unsern Kaiser, denn er will unsern Fürsten und Städten Gewalt tun, wie schon an dem Landgrafen von Lessen deutlich erkennen ist. Für deine Mühe kannst du dir vorläufig die Bistümer Metz, Toul und Verdun nehmen, und ich will dir beistehn, daß du sie behalten sollst." So wurde dieser Vertrag abgeschlossen, und die alte schöne Stadt Metz kam mit den beiden andern Städten an Frankreich und ist bis 1870 französisch geblieben; das übrige Lerzogtum Lothringen blieb noch 200 Jahre deutsch. Moritz aber fiel jetzt plötzlich über den Kaiser her, und so rasch sprang der schlaue Mann zu, daß er bei einem Laar den Kaiser in Innsbruck gefangen genommen hätte. Zwar entkam Karl V. noch, aber bald darauf mußte er in dem Passauer Vertrag 1552 mit den deutschen Fürsten seinen Frieden machen, um sich gegen Frankreich zu wehren. Die gefangenen Fürsten wurden freigelassen, auch Johann Friedrich, und Moritz war doch so anständig, daß er von seinem Lande die Stücke abnahm, die früher Thüringen hießen, und sie unter die Söhne des alten Kurfürsten verteiltes Daraus sind dann die sächsischen Lerzogtümer entstanden, und ihre Lerzöge sind also aus der ernestinischen Linie. Äber die Glaubenssachen sollte der nächste Reichstag entscheiden. Dieser Reichstag fand dann 1555 zu Augsburg statt, und Hier wurde wirklich der Religionsfriede geschlossen. Wer immer von Fürsten und freien Städten lutherischen Glaubens war, durfte es bleiben und in seinem Lande die Reformation einführen; die Bischöfe durften das zwar nicht; sondern wer in der katholischen Kirche ein geistliches Amt hatte und wurde evangelisch, der sollte sein Amt verlieren; dafür durften aber die Untertanen eines geistlichen Fürsten evangelisch werden, wie ihr Gewissen sie trieb, und kein Landesherr durfte ihnen

9. Im alten Reich - S. 165

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 165 — wehren. So kam es denn, daß in Norddeutschland, wo eigentlich alle Fürsten evangelisch waren, alle Welt evangelisch blieb, daß in Süddeutschland vor allem Bayern, Böhmen und Österreich samt Tirol und jene Länder der Ostalpen katholisch wurden, wo nicht etwa eine evangelische Freie Stadt dazwischen saß, daß aber gerade in den geistlichen Fürstentümern, wie z. B. in den Erzbistümern Mainz, Köln und Trier zwar die meisten Menschen katholisch blieben, aber doch Evangelische und Katholische durcheinander wohnten. Bei diesem Religionsfrieden ist es für lange Jahre geblieben, bis dann noch einmal die Leidenschaften in einem letzten großen Kamps aufeinanderstießen, der die ganze Christenheit in Flammen setzte. Der Kaiser Karl aber hatte von allem, was er sein Lebtag zu erreichen gestrebt hatte, nichts fertig gebracht. Die Fürsten hatte er nicht untergekriegt, und den Evangelischen hatte er ihren Glauben lassen müssen. Da war er müde geworden. Ein Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden legte er die Krone nieder und ging still in ein spanisches Kloster. Dort ist er gestorben, und sein Bruder Ferdinand I. wurde Kaiser an seiner Statt. Das Traurige aber war, daß später diese verschiedenen Parteien sich wieder untereinander in die Äaare kriegten und die Ealvinisten auf die Lutheraner und die Lutheraner auf die Cal-vinisten schalten und sich untereinander das größte Äerzeleid antaten. Ja, als Luther 1546 gestorben war, haben seine Anhänger selbst den frommen Philipp Melanchthon angefangen zu verfolgen, weil er dem Calvin nicht so feind war, wie sie, und als Melanchthon, kurz ehe er zum Sterben kam, sich ausmalte, was er alles für Seligkeit im Äimmel finden würde, da hat er unter anderem auch gesagt: „Dort werde ich erlöst sein von der rasenden Wut der Theologen." Erst 300 Jahre später ist es dem König Friedrich Wilhelm Iii. gelungen, die verschiedenen Religionsparteien der evangelischen Kirche in der Anion zu vereinigen, und seitdem haben wir wenigstens in Preußen in den meisten Provinzen und auch in einigen andern Ländern eine evangelisch-unierte Kirche. Daneben gibt es freilich auch immer noch rein lutherische und rein reformierte Gemeinden. Mit Kaiser Karl und den katholischen Reichsständen schlossen die lutherischen Protestanten im Jahre 1555 nach langem Kampf in Augsburg einen Religionsfrieden. Da wurde bestimmt: die Reichsstände können eine Religion haben, welche sie wollen, sie dürfen evangelisch oder katholisch sein. Ihre Untertanen aber müssen denselben Glauben annehmen, wie der Landesherr ihn hat, und wenn er das nicht will, so muß er ebenjauswandern. Bloß bei den Anter-

10. Im alten Reich - S. 169

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 169 — ihr Anführer, der Lerr von Otterstedt. Über den ließ der Kurfürst grausiges Gericht ergehen, wie man heutzutage es garnicht mehr macht. Er ließ ihn in vier Stücke zerhauen, seinen Kopf aber ließ er oben auf dem Köpenicker Tor anschlagen, daß alle, die aus- und eingingen, auch die Äerren vom Adel, sich entsetzen mußten. And so hat er mit strenger Land seinen friedlichen Unser« Joachim I. fönen ihr Leben und Gut beschützt als ein tapferer Polizeipräsident und oberster Schutzmann, und die schlichten Leute haben ihn lieb gehabt und sind ihm dankbar gewesen. Aber dann sagte er sich: „Es geht nicht, daß über diese adligen i) errett kein Gericht ist, und daß ich immer alles allein untersuchen und richten soll. Es muß für die Vornehmen und Reichen gerade so gut wie für die Geringen
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