Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Geschlecht (WdK): Jungen
60 Iv. v. Sybel, Einwirkung der Julirevolution auf Deutschland.
horsam unter den Satzungen der klerikalen Hierarchie auferlegt hatte. Der Kampf mit den Staatsgewalten konnte nicht ausbleiben. In Preußen entspann er sich in Sachen des theologischen Universitätsunterrichts und der gemischten Ehen: nach langen Verhanblungen kam es 1837 zum offenen Zwiespalt, und die Regierung ließ den wortbrüchig geworbenen Erzbischof von Köln nach Minben in Haft bringen, den in gleichem Sinne wirkenben Erzbischof von Posen aber durch gerichtliches Urteil absetzen. Das Kölner Domkapitel und der Fürstbischof von Breslau hielten zur Regierung, bei der rheinischen und polnischen Bevölkerung jeboch zeigte sich eine heftige Gärung. Eben bamals war in München der eifrig klerikale Herr von Abel leitenber Minister geworben und ließ der ultramontanen Presse bei den heftigsten Angriffen gegen Preußen freien Lauf, und bieses Mal erhob auch Metternich, welcher soeben den Jesuiten den von Kaiser Franz stets geweigerten Zugang nach Österreich eröffnet hatte, keinen Einspruch gegen die bunbeswibrige Verstattung schrankenloser Preßfreiheit.
So war in allen deutschen Lauben eine in den mannigfachsten Farben durch einanber wirbelnbe Bewegung der Geister erwacht. Der ganze bisherige Zustand war ohne eine Spur materieller Auflehnung durch eine kecke Kritik in Frage gestellt. Da trat 1837 ein Ereignis ein, welches die politische Agitation für ein volles Jahrzehnt in ihren Bestrebungen fixierte und ihr einen unverrückbaren gemeinsamen Zielpunkt gab: der Verfafsungssturz in Hannover durch den neuen König Ernst August. Unter lügenhaften Vorwanben, hauptsächlich zu dem Zwecke freierer persönlicher Verfügung über das Staatsvermögen unternommen, staub die Umwälzung sowohl mit dem Lanbrecht als mit der Wiener Schlußakte in fchreienbem Wibersprnch. Der Unwille in ganz Dentschlanb trat offen au das Licht, als mit einem neuen Gewaltstreich der König sieben Göttinger Professoren, die unter Dahlmanns Vorgang ihrem Verfaffungseibe treu zu bleiben erklärten, kurzer Hand absetzte und brei berselben aus dem Laube jagte. Die deutschen Volksvertretungen, Universitäten, Spruchkollegien wetteiferten, in den schärfsten Beschlüssen und Gutachten der öffentlichen Entrüstung Ausbruck zu geben; die Verteidigungsschriften Dahlmanns und Jakob Grimms stmbert die weiteste Verbreitung; ein großer Verein, der sich zur Unterstützung der Vertriebenen gebilbet hatte, gewann Mitglieber in allen deutschen Städten. Dagegen war in Hannover selbst nach der ersten Aufwallung bei der bebächtigen nieberfächsischen Bevölkerung der Kampfeseifer Weber heiß noch thätig, inbefsen kam es zu einer
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Abel Franz Franz Ernst August Dahlmanns Dahlmanns Jakob_Grimms Weber
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Posen Breslau Hannover Hannover
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Moritz aber, der Vetter des gefangenen Kurfürsten und Schwiegersohn
Philipps von Hessen, erkannte später sein Unrecht und überfiel den Kai-
ser plötzlich in Jnspruck, so daß sich dieser genöthigt sah, mit ihm in
Passau 1552 einen Vertrag zu schließen, welchem bald darauf nn Jahre
1555 der Religionsfriede zu Augsburg folgte. In demselben
erhielten endlich die Protestanten freie Religionsübung. Die Uneinigkei-
ten hörten aber doch noch nicht auf, wiewohl mehr als 50 Jahre ver-
gingen, ehe es wieder zu einem Religionskrieg kam.
143. Luthers Ende.
Alle diese Kämpfe hatte Luther nicht mehr erlebt. Die glücklichen
Erfolge seiner Sache bereiteten ihm in seinem Alter manche Freude.
Obgleich durch häufige Krankheitsfälle, besonders durch Schwindel, an
seiner Thätigkeit gehindert, predigte er doch sonntäglich und ließ von sei-
ner rastlosen Thätigkeit nicht nach. Zu Ende des Jahres 1545 erhielt
er von den Grafen von Mansfeld den Auftrag, »ach Eisleben zu kvin-
men und einen Zwist unter ihnen wegen der dortigen Silberbergwerke
zu schlichtet). Er reiste von Wittenberg ab und kam am 28. Januar
1546 in Eisleben an. Die Grafen empfingen ihn freundlich, und sein
Versöhnungswerk ging gut von statten. Allein am 17. Februar fühlte
er sich unwohl, so daß er zu Hanse bleiben mußte. Zwei Söhne und
sein Freund, der, l)r. Jonas, waren bei ihm. Zu diesem sagte er:
„Wenn steh meine lieben Landesherren, die Grafen, vertragen, so will
ich heimziehen und mich in meinen Sarg legen und den Würmern mei-
nen Leib zti essen geben." Auch sagte er: „Ich bin hier zu Eisleben
geboren und getauft, wie, wenn ich hier bleiben sollte?!" Am Abend
befielen ihn heftige Brustbeklemmungen. Er wurde immer schwächer.
Betend rief er dreimal: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!
Du hast mich erlöset, du treuer Gott!" Dan» schwieg er und sank plötz-
lich zusammen. Auf die Frage des Dr. Jonas, ob er Christum, den
Sohn Gottes bekenne, antwortete er vernehmlich: „Ja!" Dann entschlief
er sanft mit gefalteten Händen am 18. Februar 1546 zwischen zivei und
drei Uhr in der Nacht.
Der Kurfürst Johann Friedrich ließ de» Leichnam nach Wittenberg
schaffen. Auf dem Wege tönten die Glocken aller Kirchen und die Trauer
im Lande tvar sehr groß. Luther liegt in der Schloßkirche von Witten-
berg bestattet. Auf dem Markte dieser Stadt ist ihm ein ehernes Stand-
bild errichtet.
150. Die Reformation in Kalenberg und Göttingen.
. 1. Zur Zeit der Reformation war Herzog Erich der Aeltere Herr
in Kalenberg und Göttingen. Er blieb sei» Leben lang der römischen
Kirche zugethan; aber er glaubte, daß auch seine lutherischen llntertha-
, nen vor Gott würden bestehen können, wenn sie dem Evangelium in
Treue dienten und von ehrbarer Zucht nicht ließen, und darum blieb er
bei seinem Vorsätze, ihnen keine Gewalt in Sachen des Glaubens anzu-
thun. Auf dem Reichstage zu Wormö hatte Luthers Gvttvertrauen und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Moritz Schwiegersohn
Philipps Philipps Jonas Jonas Gottes Johann_Friedrich_ließ_de» Johann Friedrich Erich
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lischer Sinn verband sich bei ihm mit ritterlicher Tapferkeit. — Er
hörte den Nothschrei seiner evangelischen Brüder in Deutschland und be-
schloß ihnen beizustehen.
Mit einem wohlgeordneten, gottesfürchtigen Heer von 15000 Mann
landete er 1630 in Pommern. Als er anö Land getreten war, fiel er
vor seinem Heere ans die Kniee und betete, und als er darob seinen Of-
ficieren die Thränen in den Augen stehen sah, sprach er jh ihnen: „Wei-
net nicht, meine Freunde, sondern betet: jemehr Betens, jeinehr Siegend."
Täglich ließ er zweimal Betstunde im Heere halten, damit die Gemüther
unter den Greueln des Krieges des himmlischen Vaters nicht vergessen
mochten.
Er suchte zuerst die um des Kaisers willen unschlüssigen Kurfürsten
von Brandenburg und Sachsen zu bewegen, sich ihm anzuschließen. "Ihr
Evangelischen," sagte er zu jenem, „werdet am jüngsten Tage angeklagt
werden, daß ihr um des Evangeliums willen nichts habt thun wollen,
und es wird euch auch wohl hier schon vergolten werden." Darüber
wurde er so/lange aufgehalten, daß er Magdeburg, das von Tilly
schwer bedrängt wurde, nicht mehr helfen konnte. Die Stadt wurde tut
Mai 1631 erobert und von Tillys wilden Scharen zu einem Schauplatz
furchtbarer Greuel und unmenschlicher Mordthaten gemacht. Eine Stunde
nach Beginn des Mordenö und Plünderns brach eine Feueröbrunst aus,
und am Abend lag die ganze Stadt biö auf den Dom und einige Fi-
scherhütten in Asche. Von 35000 Einwohnern waren etwa noch 5000
übrig; alle andern hatten den Tod durch das Schwert, durch qualvolle
Marter oder in den Flammen gefunden. Das ganze evangelische Deutsch-
laud war voll Bestürzung über das Elend der Stadt. Tilly aber ward
darauf von Gustav Adolf bei Leipzig geschlagen und sein furchtbares
Heer zerstreut. Der Weg nach Süddeutschlaud stand dem Könige offen;
er verfolgte den Tilly, und beim Nebergang über den Lech empfing die-
ser die Todeswunde.
Da wandte der Kaiser sich wieder an Wallenstein, den er zuvor
wegen seines herrischen Wesens und wegen der Schandthaten seines zu»
sammengelaufenen Heereö hatte entlassen müssen. Nach langem Zögern
verstand sich der stolze Mann dazu, ein neues Heer z»l schaffen und mit
demselben gegen die Schweden zu ziehen. Er brach in das Land des
Kurfürsten von Sachsen. Gustav Avolf wurde vom Kurfürsten zu Hülfe
gerufen und zog eilends herbei. Mit großer Freude ward er empfan-
gm^wo er erschien, warfen die Leute sich vor ihm auf die Kniee. Er
alà àach sein Misfallen darüber aus, denn nicht ihm, sondern Gott
soll T^sic die Ehre geben, und sagte: „Unsre Sachen stehen gut; aber
wie leicht könnte Gott mich und sie empfinden lassen, daß ich nichts als
ein schwacher und sterblicher Mensch bin."
Bei Lützen traf der König die Kaiserlichen. Der Morgen des
16. November 1832 brach an; ein dicker Nebel bedeckte das Gefilde;
erwartungsvoll standen die Heere einander gegenüber. Die Schweden
sangen zum Schalle der Pauken und Trompeten vr. Luthers Lied: „Ein
feste Burg ist unser Gott," und das vom Könige selbst gedichtete Lied:
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Avolf Gustav
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zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Seinen Kurfürsten Jo-
hann Friedrich hat er in die Gefangenschaft nach Jnsbruck begleitet.
148. Fortgang der Reformation. Zwingli und Calvin.
Wiewohl Kaiser Karl V, im Herzen ganz katholisch gesinnt war,
so wagte er es fürs erste doch nicht, gegen die evangelischen Fürsten und
Räthe, welche sich unter einander verbunden hatten, aufzutreten; denn er
war mit dem Könige Franz I. von Frankreich, dem Papste und den Tür-
ken in Kriege verwickelt und bedurfte zu denselben des Beistandes der
Evangelischen.- Daher konnte der Kurfürst von Sachsen durch Luther
und Melanchthon in seinen Landen eine Kirchenvisitation vornehmen las-
sen. Da hierbei Luther erfuhr, wie unwissend fast allenthalben die Leute
in der christlichen Erkenntniß waren, schrieb er seinen kleinen Kate-
chismus zur Unterweisung der Jugend und des Volks. Als nun aber
der Kaiser sah, daß die evangelische Lehre sich immer weiter verbreitete,
wollte er ihr Einhalt thun und berief einen Reichstag zu Spei er 1529.
Auf diesem Reichstage verlangten die Katholiken, daß die Evangelischen
die Messe beibehalten sollten, wogegen diese protestierten und in Folge
dessen den Namen Protestanten erhielten. Um die Sache zu entschei-
den, berief der Kaiser auf das folgende Jahr (1530) einen Reichstag
zu Augsburg, auf welchem die von Melanchthon verfaßte augöbur-
gische Confession vorgelesen wurde. Die Katholiken waren damit
nnzlifritden lind verlangten Wiederherstellung der alten Kirchengebräuche
in den evangelischen Länder». Allein die evangelischen Fürsten schlossen
sich zll Schmalkalden in Thüringen enger an einander an, und der
Kaiser mußte 1532 im Religionsfriedcn zu Nürnberg nachgeben. So
war wenigstens auf einige Zeit die Ruhe hergestellt. Was der Sache
der Evangelischen aber Schaden brachte, waren mancherlei Zwistigkeiten,
die sie unter einander hatten. Wie Luther und Melanchthon in Deutsch-
land , so hatten Ulrich Zwingli und Johann Calvin in der
Schweiz das reine Evangelium zu verbreiten gesucht. Sie wichen in ei-
nigen Stücken von Luther ab, und so sehr sie sich auch bemühte», konn-
ten sie doch keine Einigung zu Stande bringen. Ihre Anhänger nann-
ten sich Reformierte. Der Haß beider Parteien ging so weit, daß
die Lutheraner die Reformierten nicht in den schmalkalbischen Blind auf-
nehmen lvollten. Das benutzte der Kaiser, als er sich zu einem Kriege
gegen die deutschen Protestanten rüstete. Die Trägheit des schlvachen
Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrichs, und die Treulosigkeit seines
Vetters, des Herzogs von Sachsen, waren der Sache des Kaisers sehr
güllstig. Außerdem zeigten sich die beiden Hauptfürsten des schmalkaldi-
schen Bundes, Philipp und Johann Friedrich sehr unschlüssig, obgleich
die Kriegsmacht einem entschlossenen und umsichtigen Führer, Sebastian
Schärtlin von Vurtenbach anvertraut war. Dieser that alles Mögliche.
Allein der Kaiser hatte den Herzog von Sachsen, Moritz, auf seine
Seite zu bringen gewußt, und so geschah es, daß Johann Friedrich in
der Schlacht bei Mühlberg (1547) gefangen genommen wurde und
auch der Landgraf Philipp von -Hessen in die Hände des Kaisers gerieth.
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Zwingli Calvin Karl_V Karl Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Melanchthon Melanchthon Melanchthon Ulrich_Zwingli Johann_Calvin Johann Johann_Friedrichs Johann Friedrichs Philipp Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Sebastian
Schärtlin_von_Vurtenbach Moritz Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_-Hessen Philipp
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Mittel, ihnen Schaden zuzufügen. Die Jesuiten lehrten geradezu, daß
Friedensschlüsse, die zum Nachtheil der römischen Kirche gemacht seien)
das Gewissen nicht binden dürften.
Den Evangelischen in Böhmen war vom Kaiser gestattet worden,
Kirchen und Schulen zu bauen. Diese Zusage wurde gebrochen, indem
auf kaiserlichen Befehl eine Kirche niedergerissen und eine andere geschlos-
sen wurde. Als die Evangelischen sich beim Kaiser beschwerten, wurden
sie hart abgewiesen. Da zogen sie bewaffnet ins Schloß zu Prag und
warfen die kaiserlichen Räthe, die ihnen feind waren, aus dem Fenster.
(1618). Das war der Anfang des Krieges. Den deutschen und böh-
nnschen Thron hatte jetzt Ferdinand Ii. bestiegen, ein eifriger Jesniten-
schnler. Er besiegte die Böhmen, und nun begann ein schreckliches Vlut-
gericht. Sieben und zwanzig der Vornehmsten wurden hingerichtet; alle
evangelischen Lehrer und Prediger wurden vertrieben, und wer seinen
Glauben nicht verleugnen wollte, mußte dag Land verlassen. An 30000
Familien zogen miß; denn ihr Glaube ging ihnen über Heimat und Be-
sitz; viele von ihnen verließen ganz arm das Land. Darnach ist eine
tiefe Stille in dem Lande Böhmen getvorden, wie die Stille eines Kirch-
hofes.
Jetzt nahinen die feindlichen Heere das evangelische Norddeutschland
ein. An der Spitze derselben standen die beiden Feldherren Tilly und
Wallenstein. Tilly war von Gestalt klein und hager, die Stirn ge-
runzelt, das Haar grau und borstig, der Blick finster, die Nase lang,
die Wangen hohl, und am spitzen Kinn trug er einen starken Knebel-
bart; aber bei aller Wildheit war er stets nüchtern und enthaltsam im
Genuß und uneigennützig. Anders Wallenstein. Er stammte von
evangelischen Eltern; auf Zureden der Jesuiten war er katholisch gewor-
den. Seine lange magere Gestalt mit schwarzem knrzgeschnittenem Haar,
rothen Hosen lind rothem Mantel, ledernem Wams, spanischem Halökra-
gen und den Hut mit der rothen Feder, seine geheimnifivolle Miene, sein
argwöhnischer Blick war unheimlich und grauenerregend. — Wohin sie
mit ihren Heeren kamen, wurden die Felder verwüstet, die Dörfer und
Städte zerstört, Weiber und Kinder mishandelt, die Männer getödtet,
Geld und Gut geraubt. Nur die Stadt Stralsund widerstand dem Wal«
lenstein; obgleich er sich vermaß, wenn sie mit Ketten an den Himmel
geschlossen wäre, so solle sie herunter, so mußte er dennoch mit Schan-
den abziehen, nachdem 12000 Mann vor den Wällen der Stadt gefal-
len waren.
Da der Kaiser nun durch seine Heere Herr von ganz Deutschland
geworden war, so gab er Befehl, die Evangelischen sollten alle seit 1552
eingezogenen Kirchengüter herausgeben, und den katholischen Fürsten sollte
es freistehen, ihre Unterthanen zur Rückkehr in die römische Kirche zu
zwingen. Diese Verordnung ist das s. g. Restitutionsedikt.
2. Da sandte Gott einen Helfer, den König Gustav Adolf von
Schweden. Er war hoch von Wuchs, hatte eine breite klare Stirn, eine
Adlernase, große, helle Augen und eine wohltönende Stimme. Obwohl
sehr ernst, war er doch leutselig und freundlich. Ein frommer, evauge-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Wallenstein Deutschland Schweden
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ter von neuem heranzogen, trieben Oesterreichs Feldherren, Ludwig v.
Baden und dann der Prinz Eugen v. Savoyen, sie zurück und dieser
nahm ihnen Belgrad und ein schönes Stück Land der Donau ab (1697).
154. Deutschland von Frankreich mishandelt.
Während alle guten Christen über die Niederlage der Türken froh-
lockten, beklagte sie der herrschsüchtige König der Franzosen, Ludwig Xiv.,
denn er hatte die rohen Glaubensfeinde eifrigst gegen Leopold aufgehetzt,
um dessen Macht ztt schwächen und desto leichter verhöhnen zu können.
Doch auch so gab er seine Eroberungspläne noch nicht auf. Er zwang
mitten im Frieden deutsche Reichsstädte im Elsaß, ihm zu huldigen und
überfiel und besetzte Straß bürg (1681), dessen Thore ihm ein feiler
Rathsschreiber und andere Berräther öffneten. Das bisher den Prote-
stanten gehörige Münster ward den Katholiken überwiesen, die zugesicherte
freie Religtonsübung beschränkt, alle lutherischen Beamten entsetzt, viele
protestantische Landpfarrer verjagt, viele Protestanten zur Auswanderung
genöthigt; kaum entging der Protestantismus der Ausrottung. Ehe noch
die Deutschen auf dem Reichstag zu Regensburg darüber einig waren,
wie sie diese und andere Gewaltstreiche strafen sollten, stand Ludwigs
Raubheer schon am Oberrhein und in der Pfalz, plünderte Städte und
Dörfer und machte dann, um Frankreich von dieser Seite zu sichern,
eine Strecke von vielen 100 Meilen zur Wüste. Die blühenden Städte
Heidelberg, Mannheim, Baden, Rastatt, Worms, Speier,
Oppenheim u. a. gingen in Flammen auf. Die nackten Einwohner
hofften, mit ihren letzten Gütern Erbarmen erkauft zu haben; aber scho-
nungslos wurden sie in die Wälder gejagt und dem Hungerlode preis-
gegeben, alle Kunstwerke ans bübische Art zerschlagen und selbst die Kö-
nkgsgräber in Speier umwühlt (1689). In 8 Kriegsjahren glückte es
den deutschen Heeren nicht, den Mordbrennern ihre Beute wieder abzu-
nehmen ; denn ein Wink von König Ludwig setzte alle waffenfähigen
Männer seines Reiches unter den trefflichsten Feldherren in Bewegung
und öffnete volle Kassen, während die vielen deutschen Fürsten zu keinem
großartigen Entschlüsse zu begeistern waren. Endlich schloß Ludwig ei-
4 nett für das Reich noch leidlichen Frieden zu Ryswyk, einem Dorf ttt
der Nähe vom Haag (1697); aber Straßburg, der Schlüssel zu Deutsch-
land am Oberrhein, wo das herrliche deutsche Münster sich hoch erhebt,
ging uns verloren.
15)5. Der siebenjährige Krieg.
1. In Oesterreich starb 1740 Kaiser Karl Vi., der vor seinem
Tode verordnet hatte, daß seine Tochter Maria Theresia in allen sei-
nen Landen seine Nachfolgerin werden sollte. Der bakerische Kurfürst
Karl Albrecht machte auf mehrere österreichische Lande Ansprüche, wor-
aus sich ein für Baiern Unheil bringender Krieg entspann, der erst mit
dem Tode des Kurfürsten endete. Der junge König von Preußen, Frie-
drich der Große, machte Ansprüche auf mehrere schlesische Fürstenthü-
mer. Maria Theresia wollte diese nicht gelten lassen; allein durch meh-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_v Ludwig Eugen_v Eugen Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Leopold Leopold Ludwigs
Raubheer Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig_ei- Ludwig Karl_Vi Karl Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Albrecht Karl Albrecht Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Donau Deutschland Frankreich Elsaß Pfalz Frankreich Mannheim Baden Rastatt Worms Oppenheim Oesterreich
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 156 —
es euch abkaufen." „Gib uns 200 000 Gulden", sagten die £ errett. „Gut", sagte der Kaiser, „da sind sie", und so war das Herzogtum Württemberg verkauft, und Ferdinand, der später Kaiser geworden ist, sollte als Lerzog darin regieren. Aber dieser Sandei gefiel den evangelischen Fürsten nicht, denn in Württemberg war unterdessen der evangelische Glaube Luthers stark ausgebreitet, und die Evangelischen wollten nicht gerne, daß dem Kaiser hier neue Macht zuwüchse. So kam denn endlich der Landgraf Philipp dem bedrängten -verzog zu Äilfe, und manche seiner evangelischen Untertanen bekamen den Mut, auch für ihn einzutreten, denn Äerzog Ulrich war jetzt auch lutherisch geworden, und so hat der rechtmäßige Äerzog sein Land zurückgewonnen. Er war ernst geworden in diesen langen Jahren des Anglücks und hat die Zeit, die ihm noch blieb, vor allem zur Ausbreitung der Reformation benutzt. Aber weil er dem Schmalkaldischen Bund beigetreten war, den evangelische Fürsten und Städte miteinander gegen den Kaiser geschlossen hatten, so wurde er auch von dem Unglück wieder getroffen, das durch die Schlacht bei Mühlfeld über den Bund hereinbrach; von dieser Schlacht werden wir gleich noch einiges hören. Er mußte dem Kaiser schwere Sühne zahlen, hat aber sein Land doch behalten und ist 1550 als Äerzog gestorben.
Sein Nachfolger Christoph war einer der vortrefflichsten Fürsten seiner Zeit. Er hat unter dem Augsburger Religionsfrieden den evangelischen Glauben in seinem Lande stark befestigt. Aber er wollte vor allen Dingen, daß in seinem Württemberg klare, feste Gesetze gelten sollten, damit jeder wüßte, was er beanspruchen kann, und kein Graf oder Bürgermeister oder Äerzog seinen Untertanen Gewalt antun könnte. Es waren nämlich vor allem die Bauern noch immer schrecklich bedrückt. Sie mußten an die Ritter oder ihre sonstigen Oberherren soviel Zins und Abgaben zahlen von Korn, Vieh und all ihrer Äabe, daß ihnen kaum etwas zu leben übrig blieb. Dazu mußten sie mit ihren Pferden und ihrem Ackergerät dem Äerrn Dienste leisten, so oft er nur wollte; wenn dann in der Ernte eine Regenzeit gewesen war und es schien endlich die Sonne und die Bauern wollten ihr bißchen Korn in die Scheune fahren, dann sagte der ioerr: „Fahrt erst mein eigenes herein, und dann fahrt mal acht Tage Steine für den neuen Stall, den ich bauen will", und so etwas, und die Bauern mußten zusehn, wie das gute Wetter vorüberging und ihnen dann ihr Korn auf dem Felde verfaulte. Auch durften sie in den Flüssen und Teichen keine Fische fangen, wenn auch das Land rund herum der Bauerngemeinde gehörte, und durften auf den Äckern kein Wild schießen, sondern die
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ferdinand Philipp Philipp Ulrich Christoph
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 164 —
Schwiegervater, und der Kaiser könnte schon etwas mehr daran denken, daß er nur durch meine Lülfe den Sieg gewonnen hat." Dazu schämte er sich, daß alle Welt sagte, er habe aus Labsucht seinen Glauben verkauft und die Sache der Evangelischen verraten. Evangelischer Fürst wollte er doch sein und bleiben. And als er nun mit seinen Leeren vor Magdeburg lag, der alten festen evangelischen Stadt, die man später unseres Lerrgotts Kanzlei genannt hat und die der Kaiser ihm auch schon versprochen hatte, wenn er sie erobern würde, da dachte er heimlich, wie er den Kaiser verlassen wollte. Kaum hatte er Magdeburg eingenommen, so führte er nicht etwa die Befehle aus, die der Kaiser über den Glauben gegeben hatte, sondern ließ das Evangelium predigen und das Abendmahl nehmen ganz nach der reinen Lehre Luthers, wie es den Magdeburgern lieb war. Leimlich aber schickte er zu dem Könige von Frankreich und ließ ihm sagen: „Lilf uns gegen unsern Kaiser, denn er will unsern Fürsten und Städten Gewalt tun, wie schon an dem Landgrafen von Lessen deutlich erkennen ist. Für deine Mühe kannst du dir vorläufig die Bistümer Metz, Toul und Verdun nehmen, und ich will dir beistehn, daß du sie behalten sollst." So wurde dieser Vertrag abgeschlossen, und die alte schöne Stadt Metz kam mit den beiden andern Städten an Frankreich und ist bis 1870 französisch geblieben; das übrige Lerzogtum Lothringen blieb noch 200 Jahre deutsch. Moritz aber fiel jetzt plötzlich über den Kaiser her, und so rasch sprang der schlaue Mann zu, daß er bei einem Laar den Kaiser in Innsbruck gefangen genommen hätte. Zwar entkam Karl V. noch, aber bald darauf mußte er in dem Passauer Vertrag 1552 mit den deutschen Fürsten seinen Frieden machen, um sich gegen Frankreich zu wehren. Die gefangenen Fürsten wurden freigelassen, auch Johann Friedrich, und Moritz war doch so anständig, daß er von seinem Lande die Stücke abnahm, die früher Thüringen hießen, und sie unter die Söhne des alten Kurfürsten verteiltes Daraus sind dann die sächsischen Lerzogtümer entstanden, und ihre Lerzöge sind also aus der ernestinischen Linie. Äber die Glaubenssachen sollte der nächste Reichstag entscheiden. Dieser Reichstag fand dann 1555 zu Augsburg statt, und Hier wurde wirklich der Religionsfriede geschlossen. Wer immer von Fürsten und freien Städten lutherischen Glaubens war, durfte es bleiben und in seinem Lande die Reformation einführen; die Bischöfe durften das zwar nicht; sondern wer in der katholischen Kirche ein geistliches Amt hatte und wurde evangelisch, der sollte sein Amt verlieren; dafür durften aber die Untertanen eines geistlichen Fürsten evangelisch werden, wie ihr Gewissen sie trieb, und kein Landesherr durfte ihnen
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Extrahierte Personennamen: Moritz Karl_V. Karl_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Magdeburg Frankreich Frankreich Lothringen Frankreich
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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wehren. So kam es denn, daß in Norddeutschland, wo eigentlich alle Fürsten evangelisch waren, alle Welt evangelisch blieb, daß in Süddeutschland vor allem Bayern, Böhmen und Österreich samt Tirol und jene Länder der Ostalpen katholisch wurden, wo nicht etwa eine evangelische Freie Stadt dazwischen saß, daß aber gerade in den geistlichen Fürstentümern, wie z. B. in den Erzbistümern Mainz, Köln und Trier zwar die meisten Menschen katholisch blieben, aber doch Evangelische und Katholische durcheinander wohnten.
Bei diesem Religionsfrieden ist es für lange Jahre geblieben, bis dann noch einmal die Leidenschaften in einem letzten großen Kamps aufeinanderstießen, der die ganze Christenheit in Flammen setzte.
Der Kaiser Karl aber hatte von allem, was er sein Lebtag zu erreichen gestrebt hatte, nichts fertig gebracht. Die Fürsten hatte er nicht untergekriegt, und den Evangelischen hatte er ihren Glauben lassen müssen. Da war er müde geworden. Ein Jahr nach dem Augsburger Religionsfrieden legte er die Krone nieder und ging still in ein spanisches Kloster. Dort ist er gestorben, und sein Bruder Ferdinand I. wurde Kaiser an seiner Statt. Das Traurige aber war, daß später diese verschiedenen Parteien sich wieder untereinander in die Äaare kriegten und die Ealvinisten auf die Lutheraner und die Lutheraner auf die Cal-vinisten schalten und sich untereinander das größte Äerzeleid antaten. Ja, als Luther 1546 gestorben war, haben seine Anhänger selbst den frommen Philipp Melanchthon angefangen zu verfolgen, weil er dem Calvin nicht so feind war, wie sie, und als Melanchthon, kurz ehe er zum Sterben kam, sich ausmalte, was er alles für Seligkeit im Äimmel finden würde, da hat er unter anderem auch gesagt: „Dort werde ich erlöst sein von der rasenden Wut der Theologen." Erst 300 Jahre später ist es dem König Friedrich Wilhelm Iii. gelungen, die verschiedenen Religionsparteien der evangelischen Kirche in der Anion zu vereinigen, und seitdem haben wir wenigstens in Preußen in den meisten Provinzen und auch in einigen andern Ländern eine evangelisch-unierte Kirche. Daneben gibt es freilich auch immer noch rein lutherische und rein reformierte Gemeinden.
Mit Kaiser Karl und den katholischen Reichsständen schlossen die lutherischen Protestanten im Jahre 1555 nach langem Kampf in Augsburg einen Religionsfrieden. Da wurde bestimmt: die Reichsstände können eine Religion haben, welche sie wollen, sie dürfen evangelisch oder katholisch sein. Ihre Untertanen aber müssen denselben Glauben annehmen, wie der Landesherr ihn hat, und wenn er das nicht will, so muß er ebenjauswandern. Bloß bei den Anter-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ferdinand_I. Philipp_Melanchthon Philipp Melanchthon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl Karl
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ihr Anführer, der Lerr von Otterstedt. Über den ließ der Kurfürst grausiges Gericht ergehen, wie man heutzutage es garnicht mehr macht. Er ließ ihn in vier Stücke zerhauen, seinen Kopf aber ließ er oben auf dem Köpenicker Tor anschlagen, daß alle, die aus- und eingingen, auch die Äerren vom Adel, sich entsetzen mußten. And so hat er mit strenger Land seinen friedlichen Unser«
Joachim I.
fönen ihr Leben und Gut beschützt als ein tapferer Polizeipräsident und oberster Schutzmann, und die schlichten Leute haben ihn lieb gehabt und sind ihm dankbar gewesen.
Aber dann sagte er sich: „Es geht nicht, daß über diese adligen i) errett kein Gericht ist, und daß ich immer alles allein untersuchen und richten soll. Es muß für die Vornehmen und Reichen gerade so gut wie für die Geringen
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